Freitag, 26. Februar 2010

Diagnose

So sitze ich dann etwa eine Woche später im Flur vor dem Büro des Herrn Chefarzt. Beschweren kann ich mich nicht, denn erstens musste ich sowieso Strömungslehre lesen und zweitens bin ich zu spät gekommen.
Irgend wann dann werde ich rein gebeten.
"Ich kann ihnen mitteilen, dass Ihre Bandscheiben völlig in Ordnung sind".
Sehr stark und wenig abgenutzt seien sie sogar. Er zeigt mir die MRT-Aufnahmen (ja, das Bild da oben ist echt, und zeigt einen Schnitt durch meine Wirbelsäule).
Er erwähnt noch, dass ich einen Wirbel mehr habe als die meisten Leute.
Das Blutbild sei durchweg unauffällig. Der eine Wert außerhalb der Norm bedeute gar nichts.
Wieso also die Probleme? Nun ja, sagt er und ist auf einmal ungewohnt väterlich, die Wirbelsäule sei ein Organ, dass sehr sensibel auf Stress reagiere. Ich solle mich zurück nehmen.
Er wisse wie viel Stress man als Akademiker hat, meint aber es sei kein Grund sondern eine Ausrede sich nicht zu bewegen.
Ich nehme mir vor mich in meiner nächsten durchgemachten Nacht daran zu erinnern, dass ich es nur eine ausrede ist, um keinen Spaß haben zu können, schlucke meinen Zynismus aber schnell wieder runter.
"Chronisches Schmerzsyndrom der Wirbelsäule 10x Massage mit Krankengymnastik" Kann ich später, mit viel Phantasie, auf dem Zettel erkennen, den er mir in die Hand drückt.
Damit muss ich mir nun einen Physiotherapeuten suchen.
Wenn das durch ist solle ich mit Übungen anfangen, aber nichts was die Gelenke zu sehr belastet, also auf keinen Fall Liegestütze.
Er verabschiedet mich herzlich. Wenn er noch was über weitere Termine bei Ihm gesagt hat, habe ich es vergessen.
Das Krankenhaus liegt am Rande eines Parks, dem Friedrichshain. Ich nehme den falschen Ausgang und lande im Park. Ich beschließe über das gesagt nachzudenken und ein bisschen Spazieren zu gehen, und verdränge die anrückende Abgabe meines Konstruktionsprojekts.
Irgendwie habe ich gehofft, dass es die Art Leiden ist, bei der er mir Pillen verschreibt, die ich dann ein paar Wochen lang nehme und dann ist wieder alles gut.
Ein wenig skeptisch bin ich schon.
Ich tröste mich damit, dass wenn es irgend ein Hawking-Syndrom im frühen Stadium ist, seine Kunstfehlerversicherung mich reich machen wird.
Bei dem Denkmal der Gefallenen der Revolution von 1848 mache ich halt und ziehe meinen Hut. Ein paar Helden hat dieses Land dann doch.
Dann denke ich wieder über Konstruktion nach, über die Gießbarkeit von Pumpengehäusen.

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